Maike hat geschrieben:
Thanks to redshift von der AA:
[i]From The Sunday Times Culture mag:
'Christine Tremarco and Richard Armitage are an exciting pairing, yet it says much about the topsy-turvey state of television drama that they have been brought together for a 45 minute afternoon play rather than something meatier in peak time.
Dieses Urteil ist wohl auf die gesamte Serie übertragbar.
Ich habe jetzt in der Abendwiederholung von BBC HD die erste "Moving on"-Folge gesehen (die mit dem pensionierten Ghurka und der Witwe) und kann mich dieser Meinung nur voll und ganz anschließen. Ja, es ist ein ambitioniertes Projekt mit sehr guten Dialogen, das einem jede Menge Stoff zum nachdenken gibt. Aber genau das ist auch das Diffizile an diesem ganzen Projekt - man wird innerhalb dieses 45 minütigen Mini-Dramas förmlich mit konfliktbeladenen Themen "erschlagen".
Von der ersten Minute an, bei der ohne große Präluminarien förmlich in die Handlung hineingesprungen wird, entfaltet sich ein plot, der geradezu überladen mit Streit, Vorurteilen und Konflikten jedweder Art ist. Sowohl die Konflikte zwischen den Protagonisten als auch die "inneren" Kämpfe, die jede dieser Personen mit sich auszutragen hat. Dabei kommt wirklich alles aufs Tableau - in dieser Folge allein das späte Glück der Mutter mit einem neuen Partner, die Ablehnung eines neuen Mannes im Leben der Mutter, der Sohn, der sich immer als "Beschützer" der Mutter sah, die Tochter, die ihre Mutter für ihre eigenen Belange vereinnnahmt, die Antipathie und Vorurteile bis hin zum offenen Fremdenhass nicht nur der Familienmitglieder, sondern auch der Menschen außerhalb gegenüber dem ehemaligen Ghurka, verwoben mit den Problemen von Arbeitslosigkeit der Nachbarin usw... Man weiß nicht, wo man anfangen, wo aufhören soll. Es ist einfach viel, eine wahre Fülle an Stoff, die da über einem ausgeschüttet wird. Dazu noch eine geballte Ladung an Konflikten, die an manchen Stellen doch etwas arg aufgetragen erscheinen. Klar, es gibt das alles da draußen - aber muss man jedes, wirklich jedes mögliche Vorurteil und Klischee in ein Drama hineinpressen? Und das alles an sehr reduzierten Settings, aber dafür umso dialoglastiger. Momente des Glücks, des Aufatmens sind kurz und sehr rar, was wohl dazu beiträgt, dass man die Story umso "schwerer" empfindet.
Ich will jetzt nicht diese Folge oder die Reihe total zerreißen. Die Schauspieler waren wirklich fantastisch, der plot interessant, mit klasse Dialogen und sehr nachvollziehbar an der Realität. Wie sagte RA doch so schön - es könnte tatsächlich so etwas in der Nachbarschaft geschehen. Dem kann man nur voll und ganz zustimmen. Und das Happy end ließ es einem wunderbar warm ums Herz werden.
Aber es bleibt bei mir einfach dieser Nachgeschmack - man hat sich für 45 Minuten einfach sehr viel vorgenommen. Vielleicht ein wenig zu viel? Der Stoff hätte locker für ein Drama von eineinhalb Stunden gereicht. Mit genug Zeit, um den Plot langsam zu entwickeln, mehr Gefühl für die Figuren aufzubauen. Möglicherweise wäre das alles dann "leichter bekömmlich" gewesen. Für eine Nachmittagssendung war es einfach sehr harter Tobak, der da in einem Wahnsinnstempo vermittelt wurde. Ich bin sehr gespannt, auf welche Zuschauer-Resonanz dieses Projekt stoßen wird. Ein größerer Kontrast zu dem üblichen Mainstream-Nachmittagsprogramm mit Soaps und Co. könnte jedenfalls nicht bestehen.