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Umfrage endete am Mittwoch 20. Februar 2008, 11:38
1. Ja 67%  67%  [ 4 ]
2. Nein 17%  17%  [ 1 ]
3. Mal sehen 17%  17%  [ 1 ]
Abstimmungen insgesamt : 6
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BeitragVerfasst: Donnerstag 7. Februar 2008, 10:14 
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D'Arcy-Expertin mit Adelsaffinität
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Registriert: Mittwoch 28. Juni 2006, 11:57
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@Kerstin
hast Du die neue Ausgabe der Zeitschrift "Karfunkel" schon gelesen? In der Nr. 74 steht ein sehr interessanter Bericht über "Sexualität, Eros und Lust" oder so ähnlich im Mittelalter.

Besondes interessant fand ich hier die Passage über gleichgeschlechtlichen Verkehr. Es heisst da unter anderem, dass laut Kirche und Gesellschaft so lange kein Geschlechtsverkehr stattgefunden hat, als es nicht zur Penetration kam. Hat sich in der heutigen Zeit nicht auch ein Bill Clinton darauf berufen? :D :sm_16

Dabei wurde bemerkt, dass ein Mann, der einen Mann penetrierte nicht zu verurteilen war, denn er tat nur das, wozu er als Mann vorgesehen war. Verurteilt wurde hingegen der Pentrierte selbst (auch wenn derjenige unter Umständen keine (körperliche) Wahl hatte), da sich dieser in die Niederungen des Frauseins begeben hatte, indem er die Rolle der Frau übernahm. :tot:

Lesbische Liebe unter Frauen wurde also toleriert und nicht geächtet bzw. zur Anklage gebracht, so lange kein "Verkehr" stattfand bei dem eine Gerätschraft eingebracht wurde, die die Penetration nachempfinden sollte. :cool:

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:blume: Grüsse, Caro

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Für 1 Jahr säe einen Samen, für 10 Jahre pflanze einen Baum, für 100 Jahre erziehe einen Menschen. chin. Weisheit


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Verfasst: Donnerstag 7. Februar 2008, 10:14 


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BeitragVerfasst: Sonntag 10. Februar 2008, 20:47 
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Austenexperte

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richtiger Name: Julia
Caro hat geschrieben:
Lesbische Liebe unter Frauen wurde also toleriert und nicht geächtet bzw. zur Anklage gebracht, so lange kein "Verkehr" stattfand bei dem eine Gerätschraft eingebracht wurde, die die Penetration nachempfinden sollte. :cool:


äh... also wenn da kein Dildoähnliches Ding in Einsatz kam, wurde nix dagegen unternommen? Mh... okay irgendwie dacht ihc bis jetzt dass im Mittelalter das alles ganz anders gehandhabt wurde... das gerade Frauen sofort bestraft wurden.

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BeitragVerfasst: Sonntag 10. Februar 2008, 21:11 
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Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
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In welche Untiefen seid Ihr denn hier geraten?? :thud:


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BeitragVerfasst: Montag 11. Februar 2008, 09:18 
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D'Arcy-Expertin mit Adelsaffinität
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Na ja, das Thema Sexualität gehört zur Selbstbestimmung und ich wollte ja nicht nur über die Gegenwart reden ... :)

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BeitragVerfasst: Montag 11. Februar 2008, 13:54 
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Piratensüchtige Administratorin, ebenfalls Seriensuchti mit Mittelalterpräferenz und spätes Girlie
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Caro hat geschrieben:
@Kerstin
hast Du die neue Ausgabe der Zeitschrift "Karfunkel" schon gelesen? In der Nr. 74 steht ein sehr interessanter Bericht über "Sexualität, Eros und Lust" oder so ähnlich im Mittelalter.

Die Zeitung habe ich nicht. So extrem mittelalterlich bin ich nun auch nicht! :D

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BeitragVerfasst: Montag 11. Februar 2008, 14:16 
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Kerstin hat geschrieben:
Caro hat geschrieben:
@Kerstin
hast Du die neue Ausgabe der Zeitschrift "Karfunkel" schon gelesen? In der Nr. 74 steht ein sehr interessanter Bericht über "Sexualität, Eros und Lust" oder so ähnlich im Mittelalter.

Die Zeitung habe ich nicht. So extrem mittelalterlich bin ich nun auch nicht! :D

Ich dachte du kennst sie, weil du dich im Mittelalter ja auch so gut auskennst. :)
Ich hab sie auch nicht abonniert. Aber die Schlagzeile machte mich natürlich extrem neugierig ... :lach:

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BeitragVerfasst: Montag 11. Februar 2008, 14:28 
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Piratensüchtige Administratorin, ebenfalls Seriensuchti mit Mittelalterpräferenz und spätes Girlie
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Natürlich habe ich von ihr gehört. :D Aber ich lese sie nicht, daher weiß ich auch nicht, was das monatliche Topthema dort ist.
Grüße
Kerstin

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BeitragVerfasst: Montag 11. Februar 2008, 14:33 
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Matthews spezielle Weinlieferantin
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Ich finde auch manche Aussagen in dieser Zeitschrift fragwürdig... und ehrlich gesagt bin ich mir nicht so sicher, wie genau für die Artikel recherchiert wird...

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Schritte wagen im Vertraun auf einen guten Weg, Schritte wagen im Vertraun das letztlich ER mich trägt, Schritte wagen weil im Aufbruch ich nur sehen kann, für mein Leben gibt es einen Plan.
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BeitragVerfasst: Montag 11. Februar 2008, 15:02 
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Ich fand den Bericht recht fundiert, es wurden sogar einzelne Gerichtsurteile zitiert.
Zudem war die Einstellung der mittelalterlichen Kirche/n und der jewiligen Vertreter zu Ehe und Sex natürlich durch die internen Dogmen belastet, also auch durch die Frage ob Ehe bei den Kirchenvätern erlaubt war oder nicht. Für die Papisten/Katholiken war die Ehe per se unrein, weil sie ja den Vollzug der Ehe durch Sex bedingte, oder anders gesagt, ein Mönch der enthaltsam lebte war reiner und höher anzusiedeln als z.B. ein verheirateter Prinz.
Dem gleichzusetzen wäre nur noch eine "Nutzehe" ohne Beischlaf.

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BeitragVerfasst: Montag 11. Februar 2008, 15:14 
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Die Ehe ist allerdings auch ein Kirchensakrament... ebenso wie die Priesterweihe. In diesem Sinne wären sie gleichgestellt.
Was man nun lieber sah, sei dahingestellt.... :rolleyes:

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BeitragVerfasst: Montag 11. Februar 2008, 16:14 
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Ganz gleichgestellt waren die Sakramente aber nicht. Die Priesterweihe stand höher, weil es eine Zuwendung zu Gott war, nicht zu einem lasterhaften Menschen.

Der Mensch sollte allgemein nach höherem streben, also nach körperlicher Unversehrtheit und keuscher Reinheit. Er sollte sich Gott nähern und ihn über alles stellen. Deshalb auch die Verehrung der Jungfräulichkeit und in der katholischen Kirche der "Jungfrau Maria". Lust und speziell die Fleischliche, also die Wolllust galten aber als verwerflich und unrein. Wenn schon sich der körperlichen Schwäche unterwerfen, dann natürlich in einer abgesegneten Ehe, aber auch da sollte man bitte keine Lust empfinden, sondern lediglich zur Arterhaltung beitragen.

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BeitragVerfasst: Freitag 15. Februar 2008, 13:02 
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Zu Punkt 1
Ich habe gerade eine wissenschaftliche Arbeit gelesen, die sich mit der Composition von Briefen beschäftigt, wobei der Schwerpunkt zwischen 1500 und 1600 liegt. Es scheint so zu sein, dass selbst Damen der höheren Gesellschaft ihre Briefe selten selbst schrieben, sondern sie entweder von Schreibern, oder sogar Familienmitgliedern, gelegentlich sogar dem Gatten schreiben liessen. Man erkennt dies an Komposition und Schrift, wobei vorausgesetzt wird dass die italienische Schrift in England von Frauen bevorzugt wurde. guck.
Das heisst, man war von dem Wohlwollen anderer abhängig, wenn man mit geografisch entfernten Freunden und Verwandten in Kontakt bleiben wollte und konnte natürlich nicht frei von der Leber reden.

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BeitragVerfasst: Freitag 15. Februar 2008, 13:51 
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Dazu gibt es ein interessantes Buch von Isabelle Baudino: The Invisible Woman: Aspects Of Women's Work In Eighteenth-Century Britain guck

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BeitragVerfasst: Dienstag 1. April 2008, 15:52 
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D'Arcy-Expertin mit Adelsaffinität
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Und wieder etwas interessantes gefunden: Die Puritaner hatten ein Brauch das Bundling, bei dem ein unverheiratetes Paar eine Nacht gemeinsam im Bett verbringen durfte, wobei es aber nicht wirklich zu körperlichem Kontakt kommen sollte. In den USA gab es diesen Brauch, den später vor allem die Amish-People ausübten bis weit ins 19. Jahrhundert hinein. guck

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 Betreff des Beitrags: Frauenbild
BeitragVerfasst: Montag 30. Juni 2008, 12:57 
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Caro hat geschrieben:
Nur leider bildete er damit keine Ausnahme. Man heiratete eben auch aus "Pflicht" und "Ehre", um sich dann ganz unehrenhaft ausserhäuslichen Genüssen hinzugeben. Nur leider entsprach diese Vorgehensweise über mehrere jahrhunderte in den gehobenen Kreisen genau dem "guten Ton", wie Divisionen unehelicher Kinder bezeugen, die man dann adelte, um ihnen doch noch ein entsprechendes Fortkommen zu verschaffen, auch wenn man sie "Bastarde" schimpfte.

War Paul I. von Russland insgeheim auch ein "Bastard" und verachtete seine Mutter deswegen so sehr, dass er in seiner Amtszeit alle ihre Dekrete ausser Kraft setzte und das Gegenteil verfügte, egal wie unsinnig oder schädlich es für sein Volk war? Zum Beispiel auch nach europäischem Vorbild nur noch männliche Nachfolge auf den Thron zu setzen? Die unbestreitbaren aussenpolitischen Erfolge seiner Mutter waren also nichts mehr Wert? Und ER machte dann alles besser? :niwi:


Über Jahrhunderte "kultivert" der Adel sein amoralisches Verhalten.
Henry VIII ging auf Grund einer sexuellen Obsession soweit seinen Frauen Inszest mit den eigenen Brüdern vorzuwerfen ( Katharina v. Aragon, Anne Boleyn).
Das jus primae noctis wurde noch lange Zeit von den Lehnsherren in Anspruch genommen und die Tatsache das mancher Fürst sich eine Ehefrau zur linken Hand hielt ( insbesondere sei hier der "dicke Wilhelm" genannt) spricht nicht für deren besondere Moral.

Aus den Bücher der Jane Austen geht ganz klar hervor, wie es um die Rolle der Frau stand. Liebesheiraten waren eine Illusion, eine Paralellwelt ...die Epoche der Romantik war bei näherer Betrachtung alles andere, romantisch war am Los der Frauen sicher nichts.

Rahel Varnhagen und Charlotte v. Stein waren mit Sicherheit die Ausnahme, nicht die Regel.

Frauen wie Madame de Stael pflegten dann auch einen Lebenswandel, der dem der Männer nur in wenigen Dingen nachstand. NUR gehörte sie zu denjenigen die wirtschaftlich als auch polischen Einfluss inne hatten.

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Curt Goetz


Zuletzt geändert von Angelika am Montag 30. Juni 2008, 13:03, insgesamt 1-mal geändert.
Zitat repariert // Angelika


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BeitragVerfasst: Montag 30. Juni 2008, 13:23 
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Caroline Amalie hat geschrieben:
Frauen wie Madame de Stael pflegten dann auch einen Lebenswandel, der dem der Männer nur in wenigen Dingen nachstand. NUR gehörte sie zu denjenigen die wirtschaftlich als auch polischen Einfluss inne hatten.

Bitte um Erklärung zwecks dem Einfluss! :gruebel:
Ich weiß nur, dass die de Stael ständig irgendwie auf der Flucht war und wohl im süssen Alter von zwöf Jahren einem Baron de Stael den Kopf verdrehte, denn er hielt um ihre Hand an, die ihm allerdings erst 8 Jahre später gewährt wurde. Sie brachte nicht einmal die "französische Kuchendame" dazu, sich rechtzeitig aus Paris abzusetzen.

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BeitragVerfasst: Montag 30. Juni 2008, 13:33 
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Austenbegeistert
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Caro hat geschrieben:
Caroline Amalie hat geschrieben:
Frauen wie Madame de Stael pflegten dann auch einen Lebenswandel, der dem der Männer nur in wenigen Dingen nachstand. NUR gehörte sie zu denjenigen die wirtschaftlich als auch polischen Einfluss inne hatten.

Bitte um Erklärung zwecks dem Einfluss! :gruebel:
Ich weiß nur, dass die de Stael ständig irgendwie auf der Flucht war und wohl im süssen Alter von zwöf Jahren einem Baron de Stael den Kopf verdrehte, denn er hielt um ihre Hand an, die ihm allerdings erst 8 Jahre später gewährt wurde. Sie brachte nicht einmal die "französische Kuchendame" dazu, sich rechtzeitig aus Paris abzusetzen.


Madame war die Geliebte einiger einflussreicher Herren unter ihnen Talleyrand. Das es ihr nicht gelang die "Kuchendame" aus Paris zu entfernen hängt wohl eher damit zusammen, dass besagter Dame der Bezug zur Realität abging. Madame allerdings wußte ihr Schifflein im Strom zu halten. Ihre Vorzüge gingen weit über belangloses schriftstellerisches Talent hinaus.

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Curt Goetz


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BeitragVerfasst: Montag 30. Juni 2008, 14:59 
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Ach, jetzt weiß ich, wie du das meinst ... :)
Zitat:
Germaine die Große:
Unter ihrem modischen Turban dampfte eines der regsten Gehirne, unter ihrem üppigen Busen pochte eines der glühendsten Herzen Europas. Die fulminante Frau schlief ihr Lebtag lang selten mehr als vier Stunden und raubte durch ihre Wachheit Geliebten, Dichtern, auch Napoleon oft den Schlaf. Auf vitale Weise vereinten sich in ihr Geist und Macht, wenn es, um 1790, über sie hieß: »Die Royalisten empfing sie am Morgen, die Girondisten zum Diner, die Jakobiner zum Souper – und bei Nacht empfing sie jedermann. ...«

Vergleicht man sie etwa mit Katherina der Großen ...? :gruebel:

Ich wußte bisher nicht, dass "Deutschland - Das Land der Dichter und Denker" ursprünglich ihrem Mund entstammt. :wink:

Glaubst du tatsächlich, dass es ihrem Einfluss zu verdanken ist, dass Napoleon in die Knie gezwungen wurde? Wird ihr hier nicht doch zu viel Einfluss zugebilligt? Zumal, wie du selbst geschrieben hast, Frauen im allgmeinen angehalten waren ihr innerste Überzeugung für sich zu behalten und Gatten, Vätern, Brüdern, Onkeln etc. nicht zu widersprechen. :wall:
Man sagt zwar oft, das politische Parkett findet heimlich auf Matratzen statt, aber das führt dann doch etwas zu weit, nach dem Motto ein Mann hört immer auf die Frau, die ihn nährt oder an deren Busen er liegt. :thud: :niwi:, leider ;(

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BeitragVerfasst: Montag 30. Juni 2008, 19:07 
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Austenbegeistert
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Caro hat geschrieben:
Ach, jetzt weiß ich, wie du das meinst ... :)
Zitat:
Germaine die Große:
Unter ihrem modischen Turban dampfte eines der regsten Gehirne, unter ihrem üppigen Busen pochte eines der glühendsten Herzen Europas. Die fulminante Frau schlief ihr Lebtag lang selten mehr als vier Stunden und raubte durch ihre Wachheit Geliebten, Dichtern, auch Napoleon oft den Schlaf. Auf vitale Weise vereinten sich in ihr Geist und Macht, wenn es, um 1790, über sie hieß: »Die Royalisten empfing sie am Morgen, die Girondisten zum Diner, die Jakobiner zum Souper – und bei Nacht empfing sie jedermann. ...«

Vergleicht man sie etwa mit Katherina der Großen ...? :gruebel:

Ich wußte bisher nicht, dass "Deutschland - Das Land der Dichter und Denker" ursprünglich ihrem Mund entstammt. :wink:

Glaubst du tatsächlich, dass es ihrem Einfluss zu verdanken ist, dass Napoleon in die Knie gezwungen wurde? Wird ihr hier nicht doch zu viel Einfluss zugebilligt? Zumal, wie du selbst geschrieben hast, Frauen im allgmeinen angehalten waren ihr innerste Überzeugung für sich zu behalten und Gatten, Vätern, Brüdern, Onkeln etc. nicht zu widersprechen. :wall:
Man sagt zwar oft, das politische Parkett findet heimlich auf Matratzen statt, aber das führt dann doch etwas zu weit, nach dem Motto ein Mann hört immer auf die Frau, die ihn nährt oder an deren Busen er liegt. :thud: :niwi:, leider ;(


Mmmh, unterschätze nie die Macht der Frauen. Bedauerlicheweise haben wir durch die Widrigkeiten des letzten Jahrhunderts vergessen welche Möglichkeiten wir tatsächlich haben.
Ist es nicht so das man uns lehrte das die Vorgehensweise vieler dieser Frauen schlicht das eigene Geschlecht herabwürdigt?
Falsch sage ich, wir erlernte blasphemisch zu verachten was uns so reich in die Wiege gelegt.
Ist es nicht so das bereits die Mutter den Sohn formt in dem sie ihm bestimmte Werte vermittelt. Sind wir letztlich nicht in der Verantwortung. Napoleon ist ein gutes Beispiel, gerade er ist seiner Mutter nie entwachsen. Nicht deren Werten, nicht deren Unmenschlichkeit.
Oder nehmen wir den guten King Georgie und seine Mrs. Fitzherbert.
Den dicken Wilhelm von Preussen und seine Kebsen, "die schöne Wilhelmine", die Gräfin Julie von Voß, sowie die Sophie Juliane Friederike Gräfin von Dönhoff, alles Weiber zur linken Hand.
Den wohl größten Einfluss hatte die Trompetertochter Wilhelmine Encke, die spätere Gräfin Lichtenau.
Die Beispiele sind unzählig, alles Frauen die im Hintergrund... von der Matratze aus mitregierten.

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Curt Goetz


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BeitragVerfasst: Dienstag 1. Juli 2008, 08:31 
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D'Arcy-Expertin mit Adelsaffinität
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Registriert: Mittwoch 28. Juni 2006, 11:57
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Bei den genannten Frauen kann man kaum Beweise für ihren politischen Einfluss finden, zumal sie sich auch noch gegenseitig bekämpften.
Auch die schöne Wilhelmine, die man zwar die deutsche Pompadour nannte, hatte nicht wirklich deren Einfluss auf die Regierungsgeschäfte, man sagt sogar, sie habe diese "Macht" auch nicht gesucht.

Frauen erhielten früher, wenn überhaupt, eine gewisse Macht über den Mann auch nur, wenn er willentlich "schwach" war und unfähig eigene Entscheidungen zu treffen. War er selbst stabil, dann suchte er nicht ausgerechnet den Rat einer Frau, und sei es seine Geliebte oder Mätresse. Dann schon eher den Rat der Mutter. Allerdings ist es selbst dann (wenn er auf die Geliebte hörte) nicht sicher, auf WEN er tatsächlich hörte, den unsichere Menschen sind wankelmütig, und die Historiker und Biographen erlauben sich dann gerne die Geschichte nach ihren Ansichten zu verdrehen.

Anne Boleyn, bzw, ihre Verweigerung soll Heinrich dem VIII den Verstand geraubt haben. Vermutlich hatte er vorher schon keinen ausgeprägten, sonst wäre er nicht immer wieder seiner Lust erlegen, oder vielmehr der Lust auf eine bestimmte Frau, selbst wenn es England mehr schadete als nutzte.
Es ist nicht schwer einen Mann um den Finger zu wicklen, dem seine Libido über alles geht. Hier stimmt das Schlagwort, Männer dächten gern mit den unteren Körperregionen. Allerdings sagt die Einflussnahme hier nicht besonders viel über die geistige Qualität der Geliebten aus, indem der Mann das willige Opfer spielt.
Anders kann man/ich mir Heinrichs Weibergeschichten nicht erklären und dass sie auch noch zum Bruch mit der Kirche führten, weil er ihretwegen nicht in das Schlafzimmer einer Anne Boleyn kam. :rolleyes:
Gut, sie hat zum Bruch mit der katholischen Kirche, mit dem Papst geführt, aber wäre sie eine wirkliche Dame gewesen, hätte sie es gar nicht so weit kommen lassen oder dies zugelassen. Soll ich sie dafür also respektieren und verehren? Das kann ich nicht.
Andererseits, wie kann er sie töten, wenn er doch auf sie hört, wenn Sie ihn wirklich am Gängelband hat? Das passt für mich nicht zusammen. Anne Boleyn hat hoch gepokert, anfangs scheinbar gewonnen, zumindest wurde sie geheiratet, hat am Schluß aber doch verloren. Wie weit ihre Handlungen von eigenen Entscheidungen geprägt waren, oder was ihr von Vater und Onkel in den Mund gelegt wurde, wissen wir nicht wirklich. Man kann nur vermuten. Hatte sie selbst also wirkliche Macht? Hat sie demnach das Leben für das englische Volk erleichtert oder erschwert? Hat sie entschieden, Wer die Feinde oder Freunde Englands waren? Ist Macht und Einfluss gleichbedeutend damit, bei einem Fürsten zu liegen und mit ihm zu flüstern und zu plaudern?

Wenn eine Frau mit Dichtern, Philosophen und Politikern in diversen Salons verkehrte, spricht man von heute von deren Macht und Einfluss. Die Frage ist jedoch, haben sie die Männer wirklich beeinflusst, haben die Männer nach den Gesprächen ihre Meinung und damit auch ihre politische Gesinnung geändert? Haben diese Salongespräche die Welt oder auch nur das eigene Land oder die Region besser gemacht? Es ist einfach, eine angeborene, schlechte Gesinnung bei einem Mann zu verstärken, aber unvergleichlich schwerer ihn zum Guten zu bekehren und dadurch dem Volk zu helfen.

Gerade die Gattinen linker Hand hatten nicht einmal genügend Einfluss ihre Kinder in die Thronfolge zu bringen. Sie erhielten zwar eigene, auch erfundene Titel, waren jedoch immer zweite oder dritte Wahl, nicht viel besser gestellt als die Kinder der üblichen Mätressen, nur dass die Beziehung einen offiziellen Anstrich erhielt. William, der Eroberer, war wohl der einzige illegale Sohn, der seinen Vater überflügelte. Zumindest ist mir kein zweiter bekannt.

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BeitragVerfasst: Donnerstag 3. Juli 2008, 08:32 
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Registriert: Mittwoch 25. Juni 2008, 16:30
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Caro hat geschrieben:
Bei den genannten Frauen kann man kaum Beweise für ihren politischen Einfluss finden, zumal sie sich auch noch gegenseitig bekämpften.
Auch die schöne Wilhelmine, die man zwar die deutsche Pompadour nannte, hatte nicht wirklich deren Einfluss auf die Regierungsgeschäfte, man sagt sogar, sie habe diese "Macht" auch nicht gesucht.

Natürlich gibt es keine Beweise, nicht grundlos agierten die besagten Frauen im Schatten. Die gesellschaftlichen Umständen hätten niemals zugelassen oder toleriert das Frauen, sei es nun eine offizielle Gemahlin oder eine Mätresse aus dem Schatten heraus trat. Das wäre als absolute Schwäche und Schande des Mannes gewertet worden.
Trotzdem wußte man vielfach um die Machtposition und den Einfluss dieser Frauen. Wenn man bedenkt wie die Bevölkerung diese Frauen mit Hohn überschüttete oder der jeweilige Hof alles daran tat deren Einfluß durch geschickt gesteuerte Intrigen zu nichte zu machen, so kann man wohl getrost davon ausgehen das deren Einfluß wesentlich größer war als offiziell bekannt.



Caro hat geschrieben:
Frauen erhielten früher, wenn überhaupt, eine gewisse Macht über den Mann auch nur, wenn er willentlich "schwach" war und unfähig eigene Entscheidungen zu treffen.


Schwache Herrscher waren im Laufe der Geschichte eher die Regel, denn die Ausnahme.

Caro hat geschrieben:
War er selbst stabil, dann suchte er nicht ausgerechnet den Rat einer Frau, und sei es seine Geliebte oder Mätresse. Dann schon eher den Rat der Mutter.


Auch eine Mutter ist eine Frau, meistens jedenfalls.
Lehrt uns nicht die Geschichte das Frauen durchaus bereitwillig in den Krieg ziehen. * Mutter Courage* :wehe:

Caro hat geschrieben:
Allerdings ist es selbst dann (wenn er auf die Geliebte hörte) nicht sicher, auf WEN er tatsächlich hörte, den unsichere Menschen sind wankelmütig, und die Historiker und Biographen erlauben sich dann gerne die Geschichte nach ihren Ansichten zu verdrehen.


Wenn mag das verwundern, da hat sich bis heute nichts geändert. Nicht wahr?
Caro hat geschrieben:
Anne Boleyn, bzw, ihre Verweigerung soll Heinrich dem VIII den Verstand geraubt haben. Vermutlich hatte er vorher schon keinen ausgeprägten, sonst wäre er nicht immer wieder seiner Lust erlegen, oder vielmehr der Lust auf eine bestimmte Frau, selbst wenn es England mehr schadete als nutzte.


Heinrich war ein Kind seiner Zeit, die wohl einerseits geprägt war durch zügeloses Verhalten als auch durch sinnferne Bigotterie , religiösen Wahn und Heuchelei.
Saufen, fressen und Hurerei waren neben den schönen Künsten ein fester Bestandteil der damaligen Kultur.
Das was wir als grausam oder inhuman anprangern galt zu jener Zeit nicht unbedingt als verwerflich.
Geisteskranke Herrscher gab es mehr als reichlich, schon bedingt durch den beständigen Overcross der ehelichen Verbindungen.
Caro hat geschrieben:
Es ist nicht schwer einen Mann um den Finger zu wicklen, dem seine Libido über alles geht. Hier stimmt das Schlagwort, Männer dächten gern mit den unteren Körperregionen. Allerdings sagt die Einflussnahme hier nicht besonders viel über die geistige Qualität der Geliebten aus, indem der Mann das willige Opfer spielt.


Vielleicht sollte man die Männer nicht vorschnell verurteilen,
sind sie nicht ebenfalls "Opfer", stellte man nicht bestimmte Erwartungen an einen potenten Herrscher. Sicher, die Evolution bedingt das Triebverhalten. Daran hat sich bis heute nichts maßgeblich verändert. Die männlichen Gene sind äußert bestrebt die Art zu erhalten, nicht nur das, sondern auch die unbewußte Wahl des Gefäßes ( der Frau) zeigt das männliche Gene gewillt sind die "Art" nicht nur zu erhalten, sondern bestimmte Qualitäten zu potenzieren.
Caro hat geschrieben:
Anders kann man/ich mir Heinrichs Weibergeschichten nicht erklären und dass sie auch noch zum Bruch mit der Kirche führten, weil er ihretwegen nicht in das Schlafzimmer einer Anne Boleyn kam. :rolleyes:


Wie du siehst, es gibt immer mehr als nur ein Erklärungmodell, nur sollte man sich davor hüten in Schwarz-Weißschablonen zu denken. Die Wahrheit liegt bekanntlicherweise meist im Graubereich. :D

Caro hat geschrieben:
Gut, sie hat zum Bruch mit der katholischen Kirche, mit dem Papst geführt, aber wäre sie eine wirkliche Dame gewesen, hätte sie es gar nicht so weit kommen lassen oder dies zugelassen. Soll ich sie dafür also respektieren und verehren? Das kann ich nicht.


Das verlangt niemand. Das Damenbild der Gentry läßt sich auch schwerlich in die Epoche Heinrichs übertragen.
Heinrich hat sich nicht ausschließlich durch seine Verehelichungen und die damit verbundenen Eskapaden einen Namen gemacht, der Bruch mit der Kirche gehört ebenso zu seiner Epoche wie der Eintritt England in den Reigen der damaligen Weltmächte.


Caro hat geschrieben:
Andererseits, wie kann er sie töten, wenn er doch auf sie hört, wenn Sie ihn wirklich am Gängelband hat? Das passt für mich nicht zusammen. Anne Boleyn hat hoch gepokert, anfangs scheinbar gewonnen, zumindest wurde sie geheiratet, hat am Schluß aber doch verloren. Wie weit ihre Handlungen von eigenen Entscheidungen geprägt waren, oder was ihr von Vater und Onkel in den Mund gelegt wurde, wissen wir nicht wirklich. Man kann nur vermuten. Hatte sie selbst also wirkliche Macht? Hat sie demnach das Leben für das englische Volk erleichtert oder erschwert? Hat sie entschieden, Wer die Feinde oder Freunde Englands waren? Ist Macht und Einfluss gleichbedeutend damit, bei einem Fürsten zu liegen und mit ihm zu flüstern und zu plaudern?

Anne Bullen war nachweislich eine für ihre Zeit hochgebildete Frau, sie sprach mehrer Sprachen und war politisch interessiert. Der Bruch mit der allmächtigen katholischen Kirche war durchaus gewollt. Füllte er nicht zuletzt Heinrichs Kasse.
Bekommt eine Frau zuviel Macht, wird sie gefürchet. Heinrich war unstet. Die Tatsache das er sechsmal eine Ehe einging zeigt das was offensichtlich ist. Zwei seiner Frau entledigte er sich durch den Henker. Anne hatte noch die Gnade des Richtschwertes. Katharina Howard, einer Nichte Annes war da weniger Glück beschienen.



Caro hat geschrieben:
Wenn eine Frau mit Dichtern, Philosophen und Politikern in diversen Salons verkehrte, spricht man von heute von deren Macht und Einfluss. Die Frage ist jedoch, haben sie die Männer wirklich beeinflusst, haben die Männer nach den Gesprächen ihre Meinung und damit auch ihre politische Gesinnung geändert? Haben diese Salongespräche die Welt oder auch nur das eigene Land oder die Region besser gemacht? Es ist einfach, eine angeborene, schlechte Gesinnung bei einem Mann zu verstärken, aber unvergleichlich schwerer ihn zum Guten zu bekehren und dadurch dem Volk zu helfen.


Viele dieser Frauen wirkten im Kleinen, oft ist es ein Stein der eine Lawine ins Rollen bringt. Die Gesellschaft der damaligen Zeit ( sprich der Romantik) ließ es doch gar nicht zu das Frau beherzt in den Vordergrund traten.
Jane Austen zögerliches Verhalten sich als Autorin ihrer Werke zu outen unterstreicht dies doch mehr als offensichtlich.
Blaustrümpfe wurde nicht geehelicht. Die einzige materielle Sicherheit die ein Frau in dieser Zeit erreichen konnte war nur durch Ehe oder als Geliebte eines gutsituierten Gentlemen möglich. Es ging letztlich doch immer nur ums blanke Überleben.
Caro hat geschrieben:
Gerade die Gattinen linker Hand hatten nicht einmal genügend Einfluss ihre Kinder in die Thronfolge zu bringen. Sie erhielten zwar eigene, auch erfundene Titel, waren jedoch immer zweite oder dritte Wahl, nicht viel besser gestellt als die Kinder der üblichen Mätressen, nur dass die Beziehung einen offiziellen Anstrich erhielt. William, der Eroberer, war wohl der einzige illegale Sohn, der seinen Vater überflügelte. Zumindest ist mir kein zweiter bekannt.

Den Frauen war das sicherlich bewußt, aber es schmälerte ihren Einfluss nicht. Diesen Frau ging es in erster Liene um ihre gesellschaftliche Stellung und die war nun mal nicht schlecht. Es war eine Ehre für die Tochter niederen Adels von ihrem Fürster "erwählt" zu werden. Wir sollte uns hüten heutige Moralvorstellung auf die damaligen Zeit zu übertragen.

Frauen damals waren schlicht aus der Not heraus cleverer, als viele Geschlechsgenossinnen heute.

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BeitragVerfasst: Donnerstag 3. Juli 2008, 09:23 
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Caro hat geschrieben:
Ganz gleichgestellt waren die Sakramente aber nicht. Die Priesterweihe stand höher, weil es eine Zuwendung zu Gott war, nicht zu einem lasterhaften Menschen.

Der Mensch sollte allgemein nach höherem streben, also nach körperlicher Unversehrtheit und keuscher Reinheit. Er sollte sich Gott nähern und ihn über alles stellen. Deshalb auch die Verehrung der Jungfräulichkeit und in der katholischen Kirche der "Jungfrau Maria". Lust und speziell die Fleischliche, also die Wolllust galten aber als verwerflich und unrein. Wenn schon sich der körperlichen Schwäche unterwerfen, dann natürlich in einer abgesegneten Ehe, aber auch da sollte man bitte keine Lust empfinden, sondern lediglich zur Arterhaltung beitragen.



Ich möchte das nochmal aufgreifen.

Deine Ausführungen sind absoulut richtig.
Hast du dich in diesem Zusammenhang mit den Schriften des Augustinus vertraut gemacht?
Dessen Lehrsätze beeinflussen kirchenpolitische Entscheidung auch heute noch.
Das sollte einem zu denken geben.

Zu Karfunkel: die Sonderausgaben zeichnen sich durch Sachkenntnis, Detailgenauigkeit und exellente Recherche aus.
Also keine Bange.

Offtopic
Am 19. Juli sind Kramers Zunft und Kurzweyl auf dem Burgplatz zu Braunschweig :win

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BeitragVerfasst: Donnerstag 3. Juli 2008, 09:40 
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Caroline Amalie hat geschrieben:
Den Frauen war das sicherlich bewußt, aber es schmälerte ihren Einfluss nicht. Diesen Frau ging es in erster Liene um ihre gesellschaftliche Stellung und die war nun mal nicht schlecht. Es war eine Ehre für die Tochter niederen Adels von ihrem Fürster "erwählt" zu werden. Wir sollte uns hüten heutige Moralvorstellung auf die damaligen Zeit zu übertragen.

Frauen damals waren schlicht aus der Not heraus cleverer, als viele Geschlechsgenossinnen heute.


Ganz so war es, fürchte ich, auch nicht. Es gab verschiedene Fürsten, die versuchten den moralischen Sumpf bei Hofe trockenzulegen und der Sittenverfall wurde gerade zu Lebzeiten bestimmter Fürsten oft beklagt.

Eine Mätresse hatte bei Hofe sicher einen gewissen Stand, zumindest unter dem niederen Adel, aus dem sie selbst stammte, denn man hoffte durch sie mehr Einfluss auf den König und Vergünstigungen zu erreichen, also musste man ihr schöntun. Aber in der breiten Bevölkerung waren sie nicht wirklich geachtet, und auch beim Hochadel nicht, ausser sie entsprangen seinen Reihen.
Davon mal ganz abgesehen, dass man der Geliebten des Königs vor seinen Augen schön tun musste, sie heimlich aber meist verachtete und über beide herzog. Diese Art von Doppelmoral ist nicht neu, auch nicht dass ein Herzog der zur Wolllust neigte, dann auch gleich gern mehrere Geliebte, Mätressen und Konkubinen hatte. Wir wissen jedoch, dass wenn überhaupt ein gewisser politischer Einfluss der Mätresse oder Konkubine vorhanden war, der oft nur von kurzer Dauer war. Sie waren also, auch wenn hochgebildet und in anderen Bereichen talentiert, meist nicht fähig ihren Fürsten tatsächlich längerfristig und endgültig an sich zu binden.

Selbst die Pompadour, in dieser Hinsicht wohl die geschickteste Mätresse, hatte zu kämpfen. Immerhin vergass der könig sie nicht, so wie es anderen "Kolleginnen" von ihr ging.

Und zur Zeit Jane Austens stellte man die Mätressen bereits auf eine Stufe mit den üblichen Prosituierten, wie man in "The Metropolis" lesen kann. Sie hatten im Gegensatz zu den anderen nur das Glück, von einem Mann ausgehalten zu werden, bzw. sich an einen Einzigen zu verkaufen; wobei bekannt ist, dass manche Mätresse durchaus mehrere "Paten" hatte, weshalb die Vaterschaft der Kinder meist unsicher ist.

Ich weiss nicht, worin ich eine bestimmte Cleverness sehen sollte. :gruebel:
Sie wollten ihren Status behalten, sich nicht als Gouvernante oder ähnlich betätigen (wobei einem alten Mädchen aus dem veramten Adel manchmal nichts anderes übrig blieb), und wenn man die Moral nicht so wichtig nahm, bot man den Körper meistbietend an. Wirklich schändlich finde ich daran, dass es genügend Mädchen gab, die von der Familie zu dieser Betätigung gezwungen wurden.

Im übrigen fällt auf, dass die meisten von Ihnen nicht wirklich hochgebildet und ausgebildet waren, sondern mehr oder weniger dem Volk entsprangen und sich auf ihre Weise "hocharbeiteten". Mit ein Grund, warum sie eben als offizielle Gattinnen nicht in Frage kamen. Genau dieses einfache, bürgerliche war es, was der Fürst in ihnen suchte, wenn er dem schnöden Hofleben überdrüssig war.

Es gab genügend Frauen, die sich dafür zu schade waren und dann doch lieber Gouvernante oder Gesellschafterin wurden.

Interessanter finde ich hier die Tatsache, dass sich inzwischen auch heute viele Studentinnen, also ebenfalls hochgebildete Frauen, mit Sex ihren Lebensunterhalt verdienen, aber darauf bestehen, nicht als "Prostituierte" angesprochen zu werden. Hier wird damit argumentiert, der Staat lasse ihnen keine andere Wahl. Dabei ist es der einfachste und schnellste Weg an Kohle zu kommen, war es schon immer. Es ist nicht der beste Weg, aber der schnellste.

Ich finde, gerade ein Frau mit Verstand sollte andere Möglichkeiten haben, als ihren Körper zu verkaufen. Klappern und Klimpern, ja, das gehört zum Handwerk einer Frau und man muss die Vorteile nutzen, die sich einem bieten, um die Nachteile auszugleichen, aber muß es gleich der ganze Klörper sein, den man präsentiert und meistbeitend verkauft? :/ :nein:

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BeitragVerfasst: Donnerstag 3. Juli 2008, 09:58 
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Caro hat geschrieben:

Ich finde, gerade ein Frau mit Verstand sollte andere Möglichkeiten haben, als ihren Körper zu verkaufen. Klappern und Klimpern, ja, das gehört zum Handwerk einer Frau und man muss die Vorteile nutzen, die sich einem bieten, um die Nachteile auszugleichen, aber muß es gleich der ganze Klörper sein, den man präsentiert und meistbeitend verkauft? :/ :nein:


In der damaligen Zeit hatte sie kaum eine Wahl. War eine Frau die sich auf Grund materieller Sicherheit ohne Liebe verheiraten mußte besser als eine Prostituierte?
Legen wir die Messlatte so hoch.... dann sicher nicht.
Was anderes taten diese Frau, sie verkauften sich für die Sicherheit eines warmen Ofens und einer guten Suppe.


Ich möchte dir noch ein Beispiel geben.
Vanozza de Cattanei und Giulia Farnese
Beide Frauen, Mätressen von Rodrigo Borgia, dem späteren Papst Alexander VI.

Giulia sicherte ihrer Familie den Aufstieg vom Landadel an die Schaltstellen der Macht.
Ihr Bett bereitet dem eigenen Bruder die Stufen zum Papstthron. Dahinter lag durchaus Kalkül.

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BeitragVerfasst: Donnerstag 3. Juli 2008, 10:39 
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Gut, manche Mätresse konnte ihrer Familie von Nutzen sein, so sie die Kunst der Waagrechte spielte wie eine Harfe, aber es war nie von langer Dauer und auch gefährlich.
Hier ein paar Zitate:
Zitat:
Die Römer verspotteten die junge Geliebte (Gulia) des mächtigen Kardinals und Vizekanzlers des Papstes als „Braut Christi“, ein Ausdruck, der eigentlich Nonnen vorbehalten war.

Nachdem Rodrigo Borgia am 10. August 1492 zum Papst Alexander VI. gewählt worden war, nutzte die Familie Farnese den Einfluss Giulias auf den Papst, um insbesondere deren Bruder Alessandro Farnese in der kirchlichen Hierarchie aufsteigen zu lassen. Im Alter von 25 Jahren wurde Alessandro tatsächlich zum Kardinal ernannt. Dieser beim römischen Volk mit dem Ausdruck „Cardinal Gonella“ („Röckchen“) und „Cardinal Fregnese“ ("Möse") verhöhnte junge Mann sollte mehr als 30 Jahre später zum mächtigen Papst der Gegenreformation, zu Paul III. werden. Seinen Aufstieg verdankte er nicht zuletzt den Liebeskünsten seiner Schwester Giulia.

Nach dem Tod Alexander VI. im Jahre 1503 verliert sich Giulias Spur in der Geschichte. In ihrem im Staatsarchiv Neapel aufbewahrten Testament vermachte sie all ihren Besitz der gemeinsamen Tochter mit dem Papst – Laura Farnese. Ihrem Bruder hinterließ sie einzig ihr Bett – ein zynischer Hinweis auf eine bedeutende Ursache seines Aufstieges.

War Giulia (Julia) also auch nicht freiwillig mit dem Kardinal/Papst ins Bett gestiegen? Hatte die Familie sie gezwungen?


Zitat:
"Die Zahl der Huren und Zuhälter, die ungehindert durch den Sitz des heiligen Petrus streifen, ist unendlich. Im Vergleich dazu sind die römischen Bordelle Horte der Keuschheit." So ein zeitgenössischer Chronist. Dass selbst der Papst eine Mätresse und zahlreiche Kinder mit ihr hat, wirft ein grelles Licht auf jene Epoche, die Renaissance. Mit seiner Mätresse Vannozza lebt der Papst Alexander VI. nicht Ausschweifung und Sittenlosigkeit aus, sondern etwas ihm ebenso verbotenes: ein Familienleben. Vannozza ist die Mutter seiner Kinder, darunter der heute noch berühmtberüchtigten Cesare und Lucrezia.

Als die erotische Anziehungskraft Vannozzas für den Papst schwindet, legt er sich eine neue Mätresse zu. Seine Wahl fällt auf die beste Freundin seiner Tochter, Julia Farnese. In Rom wird sie nur "Giulia Bella", die schöne Julia, genannt. Durch ihre Intrigen beginnt der Aufstieg der Farnese von einem zweitrangigen Landadelsgeschlecht zur mächtigsten und reichsten Roms. Um seiner schönen Geliebten Julia zu gefallen, verhilft Alexander VI. ihrem Bruder Alessandro Farnese zu einem steilen Aufstieg, macht ihn zum Kardinal. 1534 wird dieser (Farnese) selbst Papst. Und ausgerechnet er macht den zügellosen Sitten der Zeit ein Ende. Er gründet die römische Inquisition und leitet die Gegenreformation ein.

Auch so Einer. Erst partizpiert er, zwingt die Schwester sozusagen zur Prostituition, und spielt hinterher den großen Moralapostel! :wall:

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BeitragVerfasst: Donnerstag 3. Juli 2008, 10:49 
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Caro hat geschrieben:
Gut, manche Mätresse konnte ihrer Familie von Nutzen sein, so sie die Kunst der Waagrechte spielte wie eine Harfe, aber es war nie von langer Dauer und auch gefährlich.
Hier ein paar Zitate:
Zitat:
Die Römer verspotteten die junge Geliebte (Gulia) des mächtigen Kardinals und Vizekanzlers des Papstes als „Braut Christi“, ein Ausdruck, der eigentlich Nonnen vorbehalten war.

Nachdem Rodrigo Borgia am 10. August 1492 zum Papst Alexander VI. gewählt worden war, nutzte die Familie Farnese den Einfluss Giulias auf den Papst, um insbesondere deren Bruder Alessandro Farnese in der kirchlichen Hierarchie aufsteigen zu lassen. Im Alter von 25 Jahren wurde Alessandro tatsächlich zum Kardinal ernannt. Dieser beim römischen Volk mit dem Ausdruck „Cardinal Gonella“ („Röckchen“) und „Cardinal Fregnese“ ("Möse") verhöhnte junge Mann sollte mehr als 30 Jahre später zum mächtigen Papst der Gegenreformation, zu Paul III. werden. Seinen Aufstieg verdankte er nicht zuletzt den Liebeskünsten seiner Schwester Giulia.

Nach dem Tod Alexander VI. im Jahre 1503 verliert sich Giulias Spur in der Geschichte. In ihrem im Staatsarchiv Neapel aufbewahrten Testament vermachte sie all ihren Besitz der gemeinsamen Tochter mit dem Papst – Laura Farnese. Ihrem Bruder hinterließ sie einzig ihr Bett – ein zynischer Hinweis auf eine bedeutende Ursache seines Aufstieges.

War Giulia (Julia) also auch nicht freiwillig mit dem Kardinal/Papst ins Bett gestiegen? Hatte die Familie sie gezwungen?


Zitat:
"Die Zahl der Huren und Zuhälter, die ungehindert durch den Sitz des heiligen Petrus streifen, ist unendlich. Im Vergleich dazu sind die römischen Bordelle Horte der Keuschheit." So ein zeitgenössischer Chronist. Dass selbst der Papst eine Mätresse und zahlreiche Kinder mit ihr hat, wirft ein grelles Licht auf jene Epoche, die Renaissance. Mit seiner Mätresse Vannozza lebt der Papst Alexander VI. nicht Ausschweifung und Sittenlosigkeit aus, sondern etwas ihm ebenso verbotenes: ein Familienleben. Vannozza ist die Mutter seiner Kinder, darunter der heute noch berühmtberüchtigten Cesare und Lucrezia.

Als die erotische Anziehungskraft Vannozzas für den Papst schwindet, legt er sich eine neue Mätresse zu. Seine Wahl fällt auf die beste Freundin seiner Tochter, Julia Farnese. In Rom wird sie nur "Giulia Bella", die schöne Julia, genannt. Durch ihre Intrigen beginnt der Aufstieg der Farnese von einem zweitrangigen Landadelsgeschlecht zur mächtigsten und reichsten Roms. Um seiner schönen Geliebten Julia zu gefallen, verhilft Alexander VI. ihrem Bruder Alessandro Farnese zu einem steilen Aufstieg, macht ihn zum Kardinal. 1534 wird dieser (Farnese) selbst Papst. Und ausgerechnet er macht den zügellosen Sitten der Zeit ein Ende. Er gründet die römische Inquisition und leitet die Gegenreformation ein.

Auch so Einer. Erst partizpiert er, zwingt die Schwester sozusagen zur Prostituition, und spielt hinterher den großen Moralapostel! :wall:


Ist es nicht oftmals so das das eine das andere nach sich zieht.
Selbst dem Hohn und Spott ausgesetzt, erlebt zu haben das politische, in diesem Fall auch religiöse Macht nur durch Intrige und Sex errungen werden kann, kann das nicht letztlich dazu geführt haben das hier mal wieder ein Saulus zum Paulus wurde.
Die vermeindliche Freiheit eingeschnürt durch die Geißel der Inquisition?

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BeitragVerfasst: Donnerstag 3. Juli 2008, 11:33 
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Otto von Corvin (1812-1886) schreibt in seinem kirchenfeindlichen Pfaffenspiegel: „Paul III. […] war schon im 26. Jahre Kardinal geworden, und zwar, weil er seine schöne Schwester Julia Farnese an Alexander VI. verkuppelt hatte. Er war einer der liederlichsten Päpste. Blutschande, Mord und ähnliche Verbrechen waren ihm geläufig. Er vergiftete sowohl seine eigene Mutter wie seine Schwester!“

Der ledige Alessandro Farnese selbst hatte seit seiner Jugendzeit eine Geliebte, Silvia Ruffini, mit der er mindestens 3 Kinder zeugte. Er liess sie päpstlich legitimieren, um die eigene Familie vor dem Aussterben zu bewahren.

Andererseits war er nun wieder der Papst, unter dem es mit Heinrich dem VIII zum Bruch mit der katholischen Kirche kam. Nicht, dass wir uns falsch verstehen, für mich persönlich waren alle Ehe Heinrichs nach Katharina von Aragon ungültig und Katherina im Recht. Aber diese Doppelmoral der "Großkopferten" widert mich an und ich bin bestimmt nicht prüde. :wall: :tot: :wehe:

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BeitragVerfasst: Donnerstag 3. Juli 2008, 11:40 
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Caro hat geschrieben:
Otto von Corvin (1812-1886) schreibt in seinem kirchenfeindlichen Pfaffenspiegel: „Paul III. […] war schon im 26. Jahre Kardinal geworden, und zwar, weil er seine schöne Schwester Julia Farnese an Alexander VI. verkuppelt hatte. Er war einer der liederlichsten Päpste. Blutschande, Mord und ähnliche Verbrechen waren ihm geläufig. Er vergiftete sowohl seine eigene Mutter wie seine Schwester!“

Der ledige Alessandro Farnese selbst hatte seit seiner Jugendzeit eine Geliebte, Silvia Ruffini, mit der er mindestens 3 Kinder zeugte. Er liess sie päpstlich legitimieren, um die eigene Familie vor dem Aussterben zu bewahren.

Andererseits war er nun wieder der Papst, unter dem es mit Heinrich dem VIII zum Bruch mit der katholischen Kirche kam. Nicht, dass wir uns falsch verstehen, für mich persönlich waren alle Ehe Heinrichs nach Katharina von Aragon ungültig und Katherina im recht. Aber diese Doppelmoral der "Großkopferten" widert mich an. :wall: :tot: :wehe:


Darauf wollte ich hinaus, bedenkt man das hier ein Papst ein Urteil fällte dessen Lebenwandel dem Heinrichs das Wasser reichen kann, so wird einem bewußt das soetwas wie Moral in dieser Zeit nicht gab. Und wenn dann wurde der Menschen mit Anspruch eleminiert. Thomas Morus aka Sir Thomas Moore ist hierfür wohl das beste Beispiel.
Moral und Anspruchdenken konnte man sich zu jener Zeit einfach nicht leisten. Hier stellt sich einem nicht die Frage nach dem Stellenwert einer Frau.

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BeitragVerfasst: Donnerstag 3. Juli 2008, 11:46 
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Typisch übrigens, was nun wieder ein Mann hinter Paul III bzw. Alessandro zu sehen meint. Wir scheinen von verschiedenen Männern zu sprechen. guck
Hätte Alessandro seine Silvia geliebt, hätte er sie geheiratet. Wer wollte, fand schon zu allen Zeiten Mittel und Wege. :rolleyes: Aber nein, er macht sie zu seiner Mätresse, schiebt ihr die gleiche Rolle zu, wie seiner Schwester, beide müssen sich für seine Interessen opfern.

Irgendwie erinnert er mich darin an Willoughby, der nur an sich denkt. :tot:

Die Frage ist, opfern sie sich gern? Sehen sie es als ihre heilige Pflicht an und erledigen diesen "Job" also willig und/oder mit Gleichmut, oder fühlen sie sich wie Jungfrauen, die auf dem Altar der Männlichkeit und des Machtstrebens geopfert werden?
Guilia hat ja mit dem "Abschiedsgeschenk" an ihren Bruder gezeigt, was sie dachte, aber zeitlebens nicht äussern konnte oder durfte. :fies_sei: :D

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BeitragVerfasst: Donnerstag 3. Juli 2008, 12:42 
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Caro hat geschrieben:
Typisch übrigens, was nun wieder ein Mann hinter Paul III bzw. Alessandro zu sehen meint. Wir scheinen von verschiedenen Männern zu sprechen. guck
Hätte Alessandro seine Silvia geliebt, hätte er sie geheiratet. Aber nein, er macht sie zu seiner Mätresse, schiebt ihr die gleiche Rolle zu, wie seiner Schwester, beide müssen sich für seine Interessen opfern.

Die Frage ist, opfern sie sich gern? Sehen sie es als ihre heilige Pflicht an und erledigen diesen "Job" also willig und/oder mit Gleichmut, oder fühlen sie sich wie Jungfrauen, die auf dem Altar der Männlichkeit und des Machtstrebens geopfert werden?
Guilia hat ja mit dem Abschiedsgeschenk an ihren Bruder gezeigt, was sie dachte, aber zeitlebens nicht äussern konnte oder durfte. :fies_sei: :D


Das seine Karriere ihren Künsten in eben diesem Bett zu verdanken ist?
Ist die Frage nicht vielmehr, ob sie dies tatsächlich als Opfer empfanden. Die Frage nach dem Opfer stellt sich uns nur weil unsere Lebensumstände sich grundsätzlich von denen der Frauen dieser Epochen unterscheidet, unserer Moral und Ethikbegriff ist vollig anders geprägt.

Nach unserem Ermessen mögen sie Opfer gewesen sein. Ob sie sich selbst als Opfer sahen....meines Erachtens nach wohl eher nicht. In ihrer Epoche waren sie privilegiert, die Mätresse en titre, Frauen die Macht hatte so wie Madame Montespan oder Maintenon.
Das was für sie wichtig war, war der Erhalt ihres Einflusses, ihrer Macht.

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