Die Idee klingt wirklich gut, Fjella - und wäre absolut wünschenswert für die weitere Entwicklung der Staffel.
Allein, ich kann nicht so recht an einen solchen plot der Writer glauben. Das hieße ja, dass Guy über mehrere Folgen hinweg so etwas wie einen Prozess der "redemption" durchlaufen könnte - und das würde doch das bisherige Konzept ("You're a dead man walking, Gisborne!") völlig auf den Kopf stellen. Guy, der sich zu Ungunsten Robins profilieren kann, bis hin zum bitteren Ende?
Die Ideen hier waren schon immer soviel besser als die grottigen Scripts der Serie - irgendwie bedauerlich, weil man so deutlich erkennen kann, welches Potential die Verantwortlichen immer wieder in den Sand gesetzt haben. Wobei das mit dem Sand am Ende der letzten Staffel ja sogar wörtlich zu nehmen ist.
Ich habe mir jetzt auch endlich die letzte Folge angesehen und irgendwie wundern mich die immer schlechter werdenden Quoten nicht mehr. Es zeigt sich doch immer deutlicher, dass die ursrpünglichen Intentionen der Produzenten für diese Staffel genau ins Gegenteil umzuschlagen scheinen. Man wollte offenbar cleverere Twists, spannendere Plots - man landete in kopfschüttelnder Konfusion. Wie bitte soll man noch vernünftig nachvollziehen, wie der große Held Robin innerhalb nur einer Folge erst seine neue Romanze mit der Gisborne-sister zelebriert (mit derart schwülstiger Musikuntermalung, dass man PJs erboste Reaktion geradezu herbeisehnt wie ein reinigender Gewitterregen
), dann wiederum schwadroniert er über seine große Liebe Marian, um keine paar Stunden später mit Isabella in dem Schacht von einem heilen Familienidyll zu träumen (mit vier Kinderlein und alle kleinen Jungs so tapfer wie der liebe Papa... hilfe, mir wird schlecht!
). Nur um dann in einem wahren Geistesblitz - oder war es eine himmlische Offenbarung? - seine wahre Berufung zu erkennen... der Retter der Nation, der allem persönlichen Glück zum Wohle der anderen entsagt. Oder vielleicht doch nicht so ganz? Denn da keimen am Ende scheinbar neue zarte Regungen für sein bisher weitgehend unbeachtetes Gangmitglied Kate auf...
Auf der anderen Seite die gute Isabella - sie liebt ihn, sie hasst ihn, sie kämpft erst mit, dann gegen ihn - und das alles innerhalb des rekordverdächtigen Zeitrahmens von gerade mal einer Folge. Und dennoch bleibt man als Zuschauer von dieser Achterbahnfahrt emotional irgendwie unberührt.
Womit man bei dem wohl entscheidenden Stichwort wäre - Emotion. Ich denke, das Geheimnis einer jeden guten, erfolgreichen Show ist, dass sie die Leute emotional packt, sie bewegt. Die Zuschauer brauchen Stoff, der sie inspiriert, zum Träumen anregt. Das hatten sie in Staffel 2 je nach Gusto in den pairings G/M oder R/M gefunden oder schlichtweg in dem Traum von dem "redeemable baddie", der vielleicht die größte Entdeckung in der Geschichte dieser x-ten Auflage des alten RH-Stoffes ist - oder vielmehr war. Denn nach dem absoluten Highligt der zweiten Staffel - "And without her, my world would also tempted into ashes... If I'm gonna die, I'm gonna die by her side." - ging es doch kontinuierlich nur noch bergab.
Natürlich, wir legen hier unser Augenmerk auf jede noch so kleinste Regung von Guy, sind gerne bereit, in jeder Mimikänderung weiterhin so etwas wie die "sanfte" Seite in ihm zu erkennen. Deshalb lieben wir ja auch seine Szenen mit Isabella. Oder wir versuchen, jede Aktion gegen PJ, den Sheriff usw. als eine neue Stärke zu interpretieren, oder aber als Ausdruck seines noch nicht überwundenen Traumas. Und wir hoffen doch im Grunde alle, dass Guy am Ende doch so etwas wie eine "redemption" erfährt - wenn schon, dann soll er als "Guter" sterben. Zwischentöne, die genauestens analysiert werden, kleinste Eindrücke, die für uns ins Gewicht fallen - doch wie WR schon sagte - auch für den Rest der Zuschauer und vor allem beabsichtigt von den Writern?
Die Bestandsaufnahme zur Halbzeit dieser dritten Staffel sieht doch objektiv etwas anders aus. Für den oberflächlichen Zuschauer ist Guy nun einfach wieder auf dem Level des alten baddie, der nie besonders clever war und auch in Zukunft nicht sein wird, der keine Emotion und folglich auch keine Skrupel kennt. Er ist der naive Trottel von Nottingham, der ewige Loser, der nie auf einen grünen Zweig kommen wird. Denn der steht allein dem Helden zu, der großen Legende RH.
Und so wird Guy nun schon zum zweiten Mal an einen Baum im Sherwood Forest gebunden und muss Guy weiterhin jeden Kampf gegen Klein-Robin verlieren, nur damit der große Held zum schätzungsweise hundertfünfzigsten Mal in Folge rufen kann: "Gisborne, you'll pay for this!", oder alternativ, aber nicht gerade einfallsreicher "You're a dead man walking!"
Dass so ein Szenario auf die Dauer bei den Zuschauern nur noch ein müdes Kopfschütteln auslöst, braucht einem nicht zu verwundern.
Ich gewinne immer mehr den Eindruck, dass die Produzenten mit dieser neuen Staffel offenbar alles anders, besser machen wollten - was im Endeffekt aber genau ins Gegenteil umschlug. Denn mit den vorgenommenen Veränderungen in punkto Tod Marian, Charakterveränderung Guy usw. konnten ja wohl keine großen Zuschauermassen neu gewonnen werden, stattdessen gehen immer mehr der Stammzuschauer verloren. Es artet wie immer bei dieser Produktion alles in Chaos und Unvermögen aus.
So lange, bis der Zuschauerschwund wohl auch bei der BBC die Erkenntnis auslöst - die Leute sind durch mit dieser Serie, ein für alle mal.
Ich wünsche mir nur noch, dass unserem besonderen Boardhelden Guy ein würdiges Ende vergönnt ist. Dass sie wenigstens einmal den Leuten Gehör geschenkt haben und er nicht wie der letzte Dreck beiseite geschafft wird.