Ich finde es eigentlich schade, dass von Fontane eigentlich nur "Effi Briest" mehrmals verfilmt wurde. Sicher, der Roman soll der einzige Publikumserfolg gewesen sein, denn Fontane je hatte, aber mir persönlich gefallen andere Bücher wesentlich besser.
Was die Verfilmungen betrifft, kenne ich nur die Verfilmung mit Ruth Leuwerik und die mit Julia Jentsch. Über die Verfilmung mit Hanna Schygulla habe ich sehr viel gelesen, ebenso über die Verfilmung mit Marianne Hoppe. Grundsätzlich habe ich den Eindruck, dass es eine adäquate Verfilmung bis heute nicht gibt.
Gewöhnlich unterscheide ich bei der Beurteilung einer Verfilmung zwischen dem Film als solchen und dem Film als Verfilmung. Da ich nicht zu jener Gruppe gehöre, die unter einer gelungenen Verfilmung unbedingt eine genaue Wiedergabe des Romans, sozusagen eine "Abfilmung" gelten lassen (ein Zugang, der übrigens vollkommen legitim ist), könnte ich der Verfilmung mit Julia Jentsch viel abgewinnen, die mit dem Roman insgesamt recht frei umgeht und sich auch einige Uminterpretationen erlaubt. Der Film ist für mich mit Blick auf Handlungsablauf und Akzentsetzung schlüssig, allerdings glaube ich nicht, dass er Fontane gefallen hätte und er ist wohl auch nichts für jene Leser/innen, die an einer freieren Umsetzung eines Romans grundsätzlich keine Freude oder kein Interesse haben.
Was "Rosen im Herbst" betrifft, ist mir die Verfilmung insgesamt etwas zu brav geraten. (Typisch 1950er-Jahre) Instetten kommt recht sympathisch rüber und warum Effi in einen Ehebruch hineinschlittert, ist für mich nicht wirklich nachvollziehbar, auch wenn Krampus und Instetten vom Alter passend besetzt sind. (In der Verfilmung mit Marianne Hoppe wirkt Krampus nach den Fotos zu schließen eindeutig jünger, als er bei Fontane sein dürfte. Bei der Verfilmung mit Hanna Schygulla passt er nach den Fotos vielleicht vom Alter her, aber auch, wenn die Beziehung zwischen ihm und Effi keine wirkliche Liebesgeschichte ist, sollte es doch verständlich sein, warum er auf Frauen attraktiv wirkt.)
Als Hauptproblem dieser Verfilmung wird immer wieder das Alter von Leuwerik angeführt, allerdings habe ich den Eindruck, dass diese Problem auch auf die anderen Verfilmungen zutrifft und ich würde es darauf zurückführen, dass eine adäquate Besetzung der Figur der Effi recht schwierig sein dürfte, was vermutlich einerseits daran liegt, dass Effi eine Charakterrolle ist, also Fähigkeiten einer Schauspielerin erfordert, die eine gewisse Erfahrung voraussetzen, weswegen ein 17jähriges Mädchen mit der ganzen Rolle wohl überfordert sein dürfte. Andererseits, obwohl Effi nicht sehr alt wird (weswegen auch in keiner Verfilmung der Versuch unternommen wurde, die junge Effi und die Effi nach der Übersiedlung nach Berlin mit zwei verschiedenen Schauspielerinnen zu besetzen) ist es wohl nicht einfach eine Schauspielerin zu finden, der man optisch sowohl die blutjunge, kindliche Effi (die noch ein halbes Kind), als auch die etwas ältere und biologisch erwachsene (aber keineswegs wirklich erwachsene) Effi abnimmt.
Bei Leuwerik kommt hinzu, dass sie sehr damenhaft und vernünftig wirkt und daher ausgezeichnet auch optisch zu Imstetten (Bernhard Wicki) passt, die beiden eigentlich ein ideales Paar abgeben, was nun eindeutig der Romanvorlage widerspricht.
Bei Jentsch wäre es vermutlich besser gewesen, wenn sie ihr keine blonde Langhaarperücke zugemutet hätten, denn im Bonusmaterial der DVD (ohne Perücke) sieht sie viel jünger aus. Interessant auch, dass Effi in Filmen immer blond ist, was nämlich nicht dem Roman entspricht. Dort wird zwar nicht direkt geschrieben, welche Haarfarbe Effi hat, aber einige Hinweise gibt es, nach denen sie brünett sein dürfte.
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