Violett hat geschrieben:
Gab es irgendeinr Reihenfolge, z.B. erst alle zusammen essen, dann Tanzen etc. auf solchen Festen, oder konnte man einfach zwischen durch was essen?
Ja, es gab ziemlich genau festgelegte Zeiten, wobei bei so tradierten Tanzveranstaltungen wie in Bath das sehr streng geregelt wurde...
(es lohnt sich auch durchaus, hier mal die neue Verfilmung von Northanger Abbey anzuschauen, wo das herrlich parodiert wird...
)
Hier hat Bruki mal was dazu gepostet. Vielleicht hilft dir das bei deinen Recherchen?
Ich habe mich damals im NA-Groupread wegen der Tageinteilung erkundigt und zitiere hier einfach nochmal. Am Ende geht es auch um Bälle. Ich denke, das beantwortet viele deiner Fragen:
Alethea hat geschrieben:
Was vielleicht noch interessant sein könnte:
Ich weiß nicht, wie es euch erging, doch im 9. Kapitel von NA bin ich schon jedesmal über die Uhrzeiten und Tagesbezeichnungen gestolpert: Catherine beschließt, Miss Tilney im Pump Room „at noon“ zu treffen, sich also nach dem Frühstück mit einem Buch hinzusetzen und bis spätestens 1:00 Uhr zu lesen --- „Her plan for the morning thus settled, she sat quietly down to her book after breakfast, resolving to remain in the same place and the same employment till the clock struck one…“!
Da für meine Begriffe ein Uhr nicht mehr zum Morgen zählt, sondern vielmehr zum Mittag, habe ich mich (auch aus anderem Grund ) einmal darüber kundig gemacht und folgendes herausgefunden:
Zu Jane Austens Zeit gab es unsere heutigen Bezeichnung „Mittag“ oder gar „Nachmittag“ überhaupt nicht. „At noon“, was heute soviel wie Mittag heißt, bedeutete damals schlicht und einfach „in der Zeit um 12 Uhr“!
Der Morgen erstreckte sich damals von etwa 7:00 oder 8:00 Uhr bis zum „Dinner“, das gewöhnlich zwischen 15:00 und 17:00 Uhr begann --- anschließend sprach man gewöhnlich vom Abend.
Der Zeitpunkt des Dinners, das ja bis zu zwei Stunden des Tages einnehmen konnte, variierte von Familie zu Familie und hing auch ganz vom Vermögensstand derselben ab. Es wurde als elegant und schick angesehen, spät zu dinieren --- was sich jedoch nur die wohlhabenden Familien leisten konnten, da gerade im Winter automatisch täglich mehr Kerzen benötigt wurden, wenn sich das Dinner in die späten Stunden des Tages verlegte, als es bereits dunkel wurde oder sogar schon war. Die Austens gehörten definitiv nicht zu den Glücklichen, die auf solche Modeerscheinungen Wert legen konnten --- Jane schreibt in einem Brief an Cassandra (als diese gerade bei ihrem reicheren Bruder Edward zu Besuch war), dass diese sie sicherlich verachten würde, weil sie in Steventon schon um 15:30 Dinner und um 18:30 Tea hätten, während Cassandra bei der Familie ihres Bruders ganz sicherlich erst später aß.
Das gleiche spiegelt sich auch in Jane Austens Romanen wieder: Die Dashwoods dinieren in Barton Cottage um 16:00 Uhr, die Prices und die Bennets um 16:30 Uhr, während es bei den Tilneys in Northanger Abbey erst um 17:00 Dinner gibt und in Netherfield sogar erst um 18:30 Uhr.
Dasselbe galt übrigens auch fürs Frühstück, das gewöhnlich so um 10:00 Uhr stattfand. Man stand um 7:00 oder 8:00 Uhr auf, erledigte bis zum Frühstück z.B. die Post oder andere Kleinigkeiten --- nach dem Frühstück zog man sich fertig an, las noch ein bisschen, erledigte Näharbeiten bis etwa um 12:00, um sich dann bis 1:00 oder 2:00 den täglichen „morning calls“ zu widmen, während die Herren auch auf die Jagd gingen oder Geschäfte in der Stadt erledigten.
Da die Bingleys es schick finden, nicht nur spät zu dinieren, sondern auch spät zu frühstücken, platzt Lizzie in P&P auch geradewegs in ihr gemütliches „breakfast“ hinein, als sie (nachdem sie bereits über eine Stunde früher in Longbourn gefrühstückt hatte) nach einem langen Spaziergang nach Netherfield Park kommt, um nach Jane zu sehen.
Nach dem Dinner vergingen etwa 3 Stunden bis zum „Tea“, und je nach Jahreszeit verbrachte man diese Zeit mit einem kleinen Spaziergang oder Kartenspielen etc. Diese kurze Zeitspanne wurde gelegentlich als „afternoon“ bezeichnet. Nach dem „Tea“ erhoben sich die jungen Leute meist spontan zum Tanz. Um 11:00 Uhr oder später gab es dann noch eine Kleinigkeit, das „Supper“.
Kam man von einem öffentlichen Ball (die gewöhnlich um 20:00 am Abend begannen und auf denen es meist nur Tee und ein paar stärkende Getränke gab --- daher begeben sich ja auch Catherine und Mrs Allen bei ihrem ersten Tanzvergnügen in Bath recht bald in den Tea Room) nach Hause, aß man vor dem Zubettgehen noch eine heiße Suppe oder trank etwas warmen Wein mit Wasser (daher hat ja auch Catherine zu Beginn des 9. Kapitels so großen Hunger, als sie von dem frustrierenden Ball zurückkommt…)
Fand hingegen ein privater Ball statt, lief das ganze etwas anders: Meist wurden die Gäste schon zum Dinner eingeladen, doch manchmal auch erst zum Tee zwischen 19:00 und 20:00, je nachdem eben, um welche Zeit das Dinner angesetzt worden war. Zwischen 22:00 und 23:00 Uhr gab es dann mehr als eine Kleinigkeit zum „Supper“ --- vielmehr ein recht opulentes Mahl, das nach der Anstrengung vom Tanzen auch nötig war.
Man speiste manchmal bis 1:00 oder 2:00 am Morgen und machte sich dann auf den Heimweg, was noch einmal einige Stunden in Anspruch nehmen konnte, je nach Entfernung. In ihrem 91. Brief z.B. schreibt Jane Austen, sie wären um 1:00 Uhr mit Supper fertig gewesen und um 5:00 in der Frühe in Deane (dort lebte Janes ältester Bruder James, ein Nachbarort von Steventon) eingetroffen!!! Der Tag wurde also, wie man sieht, nach Mahlzeiten eingeteilt, weniger nach der Uhrzeit! Ich fand diese Informationen sehr hilfreich, auch um Jane Austens andere Romane zu verstehen. Es sind zwar recht unwesentliche Details, doch interessant allemal!
Was das Essen auf Bällen betrifft, so ist das ein viel zu umfangreiches Thema, als dass ich das hier einfach so aus dem Stehgreif (und aus Mangel an Zeit) alles runtertippen können. Ich könnte damit Seiten füllen! Aber ich bin momentan einfach im Stress.
Ich habe alle meine Infos aus dem sehr empfehlenswerten Buch:
The Jane Austen Cookbook von Maggie Lane (gibt's auch gebunden). Der Kauf lohnt sich wirklich. Da wird ganz genau aufgelistet, was es gab, wann gegessen wurde etc. Danach bist du Expertin!