Ewigkeit




Ewigkeit

Ungelesener Beitragvon hanjoheyer » So 14. Sep 2008, 08:49

Hier kann mein neuer Artikel "Ewigkeit" in http://www.hanjoheyer.de/Ewigkeit.html diskutiert werden.

Ein Verständnisproblem soll bereits an dieser Stelle behoben werden. Es geht um den Unterschied zwischen Fantasie und Fakten. Der Naturwissenschaftler behauptet, er beschäftige sich mit Fakten und ich und alle Nichtwissenschaftler würden sich mit Fantasie beschäftigen. Mit Fantasie lasse sich jedoch kein Automotor bauen, denn dieser muss funktionieren. Fantasie sei bloß bei nichtfunktionalen Teilen der Karosserie, bei denen es um die Schönheit des Autos ginge, gefragt. Je ärger jedoch der Kampf um Ressourcen wüte, desto weniger Fantasie könne man sich leisten. Bei dem immer schärfer werdenden faktischen Konkurrenzkampf der Unternehmen im Rahmen der faktischen Globalisierung sei evident, dass sich Faktisches immer mehr gegen Fantastisches durchsetze. die Kultur des Menschen werde durch Technik ersetzt. Der Mensch der Zukunft sei kein Kulturwesen mehr, sondern ein Homo Technicus, ein Maschinenwesen.

Ich habe mit meinem Kampf für Kultur keine Chance. Die Menschheit habe definitiv den Weg zum Maschinenwesen eingeschlagen. Nun, ich bin der Überzeugung, dass alles stimmt, bis auf die Behauptung, ich habe keine Chance. Es ist richtig, dass der Mensch ganz auf die Maschine setzt, ja sogar bereit ist, sich zur Maschine zu machen. Aber warum macht er das? - Weil er auf sie setzt, um gegen sie zu siegen. Der Mensch will mit Hilfe von Technik Macht über die Technik behalten, bzw. gewinnen.

Außerdem muss anerkannt werden, dass es ohne Fantasie keine Technik geben kann. Es muss endlich einmal begriffen werden, dass es PHYSIK nocht ohne PHYSIKER geben kann. Der Physiker ist Basis der Physik, nicht umgekehrt, wie heute in allen Schulen, Universitäten und Massenmedien behauptet wird: dass die Physik die Basis für die Existenz von Physikern sei. Die Technik kann nie vollständig über das Bewusstsein, über die Geistseele des Menschen, herrschen, denn die Geistseele hat die Physik geschaffen. Zwar kann der Mensch sich seinem Produkt bis zur Selbstaufgabe unterwerfen, kann sich selbst auslöschen, aber mit der Auslöschung löscht er auch sein Produkt auf. Es gibt keine objektive Physik ohne Subjekte. Subjekte werden immer übrigbleiben, werden überleben,. Warum? Weil es ohnehin nur subjektives Leben gibt. Im Physikmodell gibt es kein Leben. Geist gibt es auch ohne Materie, aber Materie ohne Geist gibt es nicht. Wer glaubt, das Leben sie in einem physischen Universum entstanden, beging einen Kategorienfehler.

Die Welt wird immer ein Produkt aus Fantasie und Technik bleiben, gleichwie ein Buch immer aus Papier und Inhalt, aus Quantität und Qualität bestehen wird. Der Materialist erkennt in einem Buch nur das Material, aus dem es besteht; der Geistseelenmensch, der Kulturmensch, wird in einem Buch mehr den Inhalt schätzen und das Material aus austauschbares Hilfsmittel ansehen.

Das Subjekt bestimmt die Grenzen des Faktischen. Das Faktische kann sich nur quantitativ in den vorgegebenen Grenzen ausbreiten. Die Grenzen werden qualitativ festgelegt. Der Mensch hat sich die Bedingungen seiner Welt selbst geschaffen. Der Materialist ist sich dieser Macht nicht mehr bewusst. Erst durch diesen Bewusstseinsverlust wurde die Welt für ihn faktisch, also physikalisch. Er wurde zum Gefangenen, zum Sklaven. Aufgrund seines Bewusstseinsverlustes sieht er sich selbst nur noch als materielle Maschine, aber solange er noch etwas sieht, ist er noch keine. Die vollständige Maschine hat keine Wahrnehmung; sie hat nur ungefilterten Input, ist Teil der Außenwelt, hat keine Innenwelt.
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Re: Ewigkeit

Ungelesener Beitragvon tanner » Sa 20. Sep 2008, 11:02

Faktisch heisst, - es ist. Was ist? Seiendes, wie auch immer. Der Mensch aber ist nicht bloss vorhandenes, er existiert.

Das der Begriff der Fantasie abgewertet wird, bedeutet, es geht ein Werturteil voraus. Man wiegt Fantasie gegen "das Faktische" ab. Es ist aber damit bereits zugegeben das die Fantasie "irgendwie" sein muss. Sie muss nämlich sein, sonst kann überhaupt nicht abgewogen werden. Mit anderen Worten, der hier verwendete Gebrauch des Begriffes "Faktisch" ist eine willkürliche Setzung. Er ist defizitär. Das ist nicht Philosophie, es ist noch nicht einmal Denken. Das Ergebnis: Ein Vorstellen das dieses und jenes so und so sei, wie man es braucht. Fantasie als Neben- und Abfallprodukt.

Welt als Produkt aus Fantasie und Technik, aus was auch immer... ?
Dasein ist immer schon in-der-Welt-sein. Bezeichnenderweise nicht als Produkt.

Der angedeutete Weg meint, der Abstieg des Menschen zum Maschinenwesen.

"Weil das Wesen der Technik nicht als das Ge-stell und dessen Wesen nicht als Gefahr und diese nicht als das Seyn selbst ans Licht kommt, desshalb missdeuten wir die Technik." (W. Biemel)
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Re: Ewigkeit

Ungelesener Beitragvon tanner » Sa 20. Sep 2008, 17:04

Was heisst Maschinenwesen? Was heisst überhaupt Wesen und wie ist das Wesen der Technik (nicht die Technik als solche) zu verstehen?

Empfohlener Lesestoff als Grundlage: M. Heidegger, Die Technik und die Kehre. Teil1: Die Frage nach der Technik.

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Zuletzt geändert von tanner am So 21. Sep 2008, 16:44, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Ewigkeit

Ungelesener Beitragvon hanjoheyer » So 21. Sep 2008, 08:55

Hallo Tanner,

Phantasie wird zwar mit Faktischem verglichen und damit auf dieselbe Realitätsstufe wie das Faktische gehoben, (sonst könnte man nicht vergleichen,) aber der Vergleich fällt dann so aus, dass der Phantasie der faktische Wert von NULL zugeeignet wird. Die Faktengläubigen behaupten deshalb, Phantasie gebe es gar nicht; sie würde einer faktischen Selbstorganisation des Gehirns "entspringen". Damit wird allerdings in Wahrheit bloß vernebelt, was man eigentlich begreifen wollte.

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Re: Ewigkeit

Ungelesener Beitragvon tanner » So 21. Sep 2008, 16:37

Hallo Joachim

Der Satz: "Fantasie gibt es nicht." - ist eine Kontradiktion. Damit wäre die Sache an sich erledigt.

Darüber hinaus ist dieser Vergleich denkwürdig.

Es ist wahrscheinlich, dass schon der Begriff "faktisch" nicht hinreichend gefasst wurde.

Die Seinsweisen sind verschieden.

Der Stein ist weltlos.
Das Tier ist weltarm. (Es lebt.)
Der Mensch weltbildend. (Er existiert.)

Das heisst, dass blosse Vorhandensein des Steins hat eine ganz andere Seinsweise als das Tier und das Tier eine andere als der Mensch. Ein Vergleich verbietet sich. Nicht weil der Stein oder das Tier weniger wert wäre, sondern weil die Seinsweisen je eigene sind.

Wenn nun "faktisch" so angesetzt wird, dass dem Stein die gleiche Weise zukommt wie dem Menschen, bloss weil beide aus Materie bestehen, wird das Wesentliche verkannt. Selbstverständlich darf sich der Autor auf die Stufe einer Maschine stellen. Das ist mir gleich im Sinne von "wurscht". Dennoch wird er niemals eine Maschine sein, weil er im Wesen etwas anderes ist. Eine Maschine existiert nicht, sie ist vorhanden, darüber hinaus zuhanden und zwar als Zeug. Wenn also der nicht näher bekannte Autor meint er sei im wesentlichen Zeug, so entspringt das seiner Fantasie, womit ich nicht die Fantasie herabwürdigen möchte. Was aber der Kritik würdig ist, ist das er von sich auf andere schliesst. Das ist nicht zulässig.

Anmerkung:
Wenn er tatsächlich meint er sei Zeug, dann muss er zuhanden sein. Was das heisst, dass können wir uns denken. Verfügbar derweil sind wir ja die allermeisten. (Der Mensch als Bestand). Das ist jedoch ein nicht unbedeutender Unterschied. Nun ja.


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Re: Ewigkeit

Ungelesener Beitragvon tanner » Sa 27. Sep 2008, 10:11

Darin liegt ja die höchste Gefahr, dass das Wesensfremde als das Wesenseigene bestimmt wird. Dadurch ist dem Nihilismus Tür und Tor geöffnet, will heissen, [Mensch] versteigt sich unbesehen, muss gar die heillose Versteigung als Fortschritt oder als Schicksal hinnehmen. Der Niedergang wird gewiss sein und mit Niedergang ist nicht Auslöschung der Spezies gemeint, sondern das die Menschheit verkommt und als Menschenwesen umkommt. Wohin kommt sie um? Ins Wesenfremde, was Entfremdung in das höchste Mass bedeutet. Er wird zu dem was er nicht ist. Das bedingt vollständige Seins und Selbstvergessenheit. Der Mensch ist dann nur noch ein Irrender, die Welt irr (in der Fremdheit vertraut aber nicht eigen) und doch wird das Irre als NORMal und das noch verbleibende Gesunde wenn nicht als irr, so doch zumindest als fremd oder fremdartig gelten.
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Re: Ewigkeit

Ungelesener Beitragvon hanjoheyer » So 28. Sep 2008, 08:37

Hallo Tanner,

wenn man zB mit einer Katze in einem Hause lebt und man sich Gedanken über den Unterschied zwischen Mensch und Tier macht, kommt man leicht und schnell zu der wohl auch richtigen Erkenntnis, dass ausgerechnet das, was den Menschen vom Tier abhebt, sehr leicht in die Irre und Selbstentfremdung führen kann. Es war Sloterdijk, der einmal von einem "aufgeklärten falschen Bewusstsein" schrieb. Sowas ist nur em Menschen möglich. Nur der Mensch kann sich vollständig über sich selbst täuschen.

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Re: Ewigkeit

Ungelesener Beitragvon tanner » Fr 28. Nov 2008, 20:20

Grüss Dich Jo

Ist schon wieder eine Weile her, doch habe ich gelernt, in der Philosophie eilt es nicht. Alles zu seiner Zeit.

Dein Schlusssatz bzw. Sloterijk Schlussatz ist denkwürdig.

"Nur der Menschen kann sich vollständig über sich selbst zu täuschen."

Er muss sich sogar über sich selbst täuschen. In die Machenschaften des Alltags eingebunden, gibt es kein entrinnen. Man spielt mit oder ist raus. Ich sage dazu: Der Einzelne wir so oder so vom System umgebracht. Entweder durch Vereinnahmung oder aber durch Ausgrenzung. Er täuscht sich im ganzen sogar zweifach und um Welten tiefer, wenn er meint er könne das System übersteigen und es unter seine Kontrolle bringen. Das System ist nicht zu kontrollieren. Es kontrolliert immer den Menschen und dieser ist jenem unterworfen. Egal wie weit oben und in was weiss ich welcher Hierarchie. Egal ob politisch oder wirtschaftlich.

Die wirksamen Mechanismen und nichts anderes als mechanisch sind sie, sind in den allermeisten Fällen derart verinnerlicht, dass sie noch nicht einmal ansatzweise in Frage gestellt werden (können.) Die psychologischen Mittel die angewendet werden sind perfide, das Mittel des Geldes vulgär und brachial. Vertrauen wird am Laufband hintergangen. Die Wahrheit wird nur portionenweise und insofern kundgetan, als das daraus noch irgendein Vorteil zu schlagen ist.
Pessimsitisch? Ich denke nicht. Nicht wenn man wachen Auges ist.

Das ist ja auch die grösste Anstrengung, sich nicht einlullen und mundtot machen zu lassen. Der Widerspruchsfreiheit die implizit verlangt und ergaunert werden will, muss widersprochen sein. Tun wir es nicht, werden die präzise rechnenden Dummen uns beherrschen. Heutzutage muss man ein Idiot (Privatmann) sein um nicht in der gigantischen, besserwissenden Blödheit der Masse unterzugehen. Eine Masse von Lügnern und Selbstbetrüger, die nichts besseres zu tun haben, als den von ihnen selbst geglaubten Unfug dem Nächsten schmackhaft zu machen.

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Re: Ewigkeit

Ungelesener Beitragvon hanjoheyer » Sa 29. Nov 2008, 09:23

Hallo Tanner,

die Welt, die du beschreibst, ist die Hölle - oder der Materialismus. Die meisten Menschen sind leider - du schreibst es richtig - Gefangene dieser Hölle, weil sie blind an sie glauben. Das Heilmittel dagegen ist Wachheit, Bewusstheit. Auch das schreibst du richtig. Man muss kein Pessimist sein, weil die Hölle einen Ausweg hat, der in jedem Menschen selbst liegt: darin, dass er zum Wahrheitsucher wird. Mit wachem Auge sieht man, dass die Welt gar nicht materialistisch ist; das war eine Täuschung. In Wahrheit war die Welt immer schon - und ist es auch heute - MAGISCH. Es herrscht nicht die Physk, sondern der Wille.
Das ist für mich ein ungemeiner Trost.

Joachim
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Re: Ewigkeit

Ungelesener Beitragvon tanner » So 30. Nov 2008, 16:14

Hallo Joachim

Ein Gedanke dazu.

Man spricht von der Wahrheit, vom Wahrheit suchen. Was ist denn Wahrheit? Wenn in der, ich darf mal bei diesem Vergleich bleiben, Finsternis von der Wahrheit die Rede ist, dann sagt man, bei der Wahrheit bleiben. Gemeint ist, niemand soll sich aus der Lüge fortstehlen können. In der Lichtung sagen wir vom in der Wahrheit bleiben. Das bedeutet im Grunde Andächtigkeit. Andacht ist Anteilnahme am Sein. Den Ruf vernehmen und in ihm still werden. Die Wahrheit auch ist es, die frei macht. Nämlich frei vom Drangsal der Blinden. Das können die Blinden nicht sehen und wenn sie es irgendwie ahnen, dann können sie es nicht ertragen. Ich kenne die Wahrheit und daher erkenne ich auch die Lüge und wozu sie die Menschen bringt. Es bringt sie dazu wahres gering zu schätzen und mehr noch die Wahrheit zu diffamieren (zu kreuzigen). Der Machtrausch ist aber nur ein Rausch, manchmal ein kleiner, manchmal ein grosser. Aber jeder Rausch ist irgendwann vorbei. Das ist mein Trost. Wach bleiben, heisst vorbereitet sein nicht für das Ende, sondern für die Vollendung. Die meisten Hände wollen nur nehmen. Was wollen sie herausnehmen? Recht. Nicht Wahrheit. Recht haben zu wollen, auch um den Preis der Lüge ist ein sicheres Anzeichen für Besessenheit. Darum gebe ich nicht mehr jedem die Hand.

Beste Grüsse, tanner
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